Motherhood Unfiltered

 

Mutter zu werden ist wohl eine der intensivsten Erfahrungen im Leben einer Frau und bedeutet Veränderung auf jeder Ebene. Eine Erfahrung, die sich nicht nur auf Körper und Geist auswirkt, sondern oftmals auch auf die eigene Identität.

Bei manchen Frauen verläuft die Transformation von Frau zur Mutter reibungslos. Für andere bringt diese lebensverändernde Phase wiederum große Herausforderungen mit sich mit. Während der Muttertät, dem Prozess des Mutterwerdens, erleben Frauen Veränderungen in ihrer Identität, ihrem Körper, ihren zwischenmenschlichen Beziehungen und letztendlich auch in ihrer Weltanschauung. Manche Mütter werden in dem Moment geboren, in dem sie zum ersten Mal den Wunsch äußern, ihr eigenes Kind zu wollen. Andere Mütter kommen erst Wochen, Monate oder sogar Jahre nach der körperlichen Geburt ihres ersten Kindes vollständig in dieser neuen Rolle an. Leider ist der Mythos, dass wir als Mütter aus dem Kreißsaal kommen und instinktiv wissen, was wir zu tun haben, immer noch stark verbreitet. Zusätzlich mangelt es in der Öffentlichkeit an Sichtbarkeit und Akzeptanz für die normalen Höhen und Tiefen der Elternschaft.

Der Wandel von einem Leben in ein neues und unbekanntes ist aufregend und gleichzeitig ganz schön viel. Die Hochs und Tiefs wechseln sich rasant ab, jedes Gefühl wird besonders deutlich erlebt. Ein neuer Mitbewohner, der seine eigene Energie mitbringt und seine Launen und Befindlichkeiten kompromisslos äußert, der Rollenwechsel und die möglichen Konflikte in der Partnerschaft, der Körper, den man zu kennen glaubte, die Erwartungen im Vergleich zur Realität, der Schlafmangel, der Freundeskreis — to be continued.

Die Bedürfnisse des Kindes mit den eigenen Wünschen und Verpflichtungen in Einklang zu bringen, stellt sich oftmals als eine Reise mit ambivalenten Emotionen und Gedanken heraus. In der Twilight Zone unserer Vergangenheit, dem Vermissen alter Gewohnheiten und der Zukunft findet ein filigraner Veränderungsprozess statt. Es ist eine Reise, die tiefes persönliches Wachstum und Erneuerung ermöglicht. Dabei sind die intensiven und manchmal schnell wechselnden Gefühle völlig normal! Hinzu kommt, dass wir damit nicht allein sind - Es ist ein gemeinschaftliches Empfinden.

Wir beide haben diese Veränderungen mit unseren ganz individuellen und unterschiedlichen, sowohl glücklichen, als auch schmerzhaften Erfahrungen durchgemacht und wissen, dass es Verbündete braucht. Egal ob Freunde, Familie, Partner oder Fremde in einem Women Circle. Erfahrungen auszutauschen, zuzuhören und aufeinander aufzupassen war und ist das größte Geschenk in diesem Teil unseres Lebens. 

In der Rolle als Mutter sind wir oft so sehr mit dem Mental Load des Familienlebens beschäftigt, dass kaum Zeit für uns selbst bleibt. Von der Planung des Familienalltags bis hin zum Umgang mit den emotionalen Bedürfnissen unserer Kinder – die Liste der Aufgaben scheint oft endlos. Doch unabhängig vom Alter unserer Kinder, Selbstfürsorge ist für jede Mutter essentiell.

Aus diesem Grund widmen wir unser nächstes Urban Gathering #4 allen Müttern. In Co-Kreation mit Valerie Junger von The Happiness Institute schaffen wir im Rahmen eines halbtägigen Retreats einen Rückzugsort, der einen Tag der Erholung und Selbstreflexion bieten soll. Unser Programm kombiniert körperliche Bewegung, Atemtechniken und Coaching, und soll dir helfen, deine innere Stimme zu hören, Stress abzubauen und tiefere Verbindungen mit dir selbst und anderen Müttern zu knüpfen.

 
 

Ein Self-Care Tag für Mütter



Gehört werden und Verbindung schaffen

 
 

Interview mit Valerie Junger

Wir haben ein wunderbar-ehrliches Gespräch zum Thema Mutterschaft mit Valerie Junger geführt und für euch als Q&A zusammengefasst. Wir wünschen euch viel Freude beim Lesen & freuen uns von euren Erfahrungen und Feedback in den Kommentaren zu lesen. 🖤

Liebe Valerie, in deinem Podcast "The Happiness Insight" und deiner Special Edition zum Thema Motherhood sprichst du mit inspirierenden Frauen, die ihre individuellen Wege zwischen Beruf und Familienleben erfolgreich navigieren. Basierend auf diesen inspirierenden Gesprächen: Welche üblichen Schwierigkeiten erleben Frauen typischerweise in ihrer Rolle als Mütter?

Valerie: Eine durchgängige Herausforderung, die viele Mütter teilen, ist der ständige Spagat zwischen den eigenen Bedürfnissen und denen der Familie, gepaart mit dem Verlangen, die verfügbare Zeit sinnstiftend zu nutzen. Oft kämpfen sie mit “Mom Guilt” und dem Druck, in allen Bereichen perfekt sein zu müssen, was zu Überforderung und Erschöpfung führt. Daher spreche ich in meinem Podcast "The Happiness Insight" mit unterschiedlichen Frauen über ihre individuellen Modelle hinsichtlich der Vereinbarkeit von Beruf und Familie und der Aufteilung mit dem Partner. Wir diskutieren, welche Herausforderungen sie kennen und welche Tools sie nutzen, um in Balance zu kommen.

Alle Insights aus diesen Gesprächen schaffen eine tiefe Verbindung, weil man als Mama ganz schnell spürt: "Ich bin nicht allein, anderen Mamas da draußen geht es genauso – ob Influencerin oder Bilanzbuchhalterin."

Self-Care Without Adding to the To-Do List

Wie gelingt es dir als Mutter, Selbstfürsorge wichtig zu nehmen, ohne es als eine zusätzliche Aufgabe auf deiner To-Do-Liste zu empfinden? Für manche Frauen erscheint die Vorstellung, an einer Yogaklasse teilzunehmen, oft unvorstellbar. Hast du Tipps für Mütter, die mit Schuldgefühlen oder Unsicherheiten kämpfen, wenn es darum geht, sich Zeit für Selfcare zu nehmen?

Valerie: Das stimmt. Selbstfürsorge ist essenziell, doch für Mütter oft eine Herausforderung, weil die Ressourcen an allen Ecken und Enden fehlen. Der Trick ist, Selfcare nicht als zusätzliche Aufgabe zu sehen, sondern als integralen Teil des Alltags. Kleine Momente der Ruhe, wie eine Tasse Tee in Stille genießen, Meditation oder ein kurzer Spaziergang, können bereits viel bewirken. Es geht also mehr darum, kleine, bewusst Pausen zu schaffen (und zwar ohne Schuldgefühle) – denn letztendlich kann man das Wohlbefinden der Mutter als Basis für das Wohlergehen der Familie betrachten.

Valerie Junger

“Seitdem ich Mutter bin, hat sich mein Selbstbild deutlich erweitert und ist reicher geworden. Ich lerne täglich, meine Bedürfnisse deutlicher zu artikulieren und Grenzen zu setzen. Gleichzeitig gibt es Momente (so ehrlich möchte ich sein), in denen ich mich selbst überrasche – und zwar nicht immer positiv.”

Foto: Sandra Schwaiger

Changing Perspectives on Motherhood

Glaubst du, dass sich die Erwartungen an das Muttersein im Vergleich zu früheren Generationen verändert haben? Wir erinnern uns kaum daran, dass unsere Mütter über die Schwierigkeiten in ihrer Transformation von Frau zu Mutter erzählten oder Begriffe wie "mental load" verwendeten. Denkst du, dass das Muttersein schwieriger geworden ist, oder Frauen egoistischer sind oder wir uns in einer Zeit befinden, die mehr Offenheit, Authentizität, Transparenz und Ehrlichkeit gegenüber dem unsichtbaren Leben als Mutter ermöglicht? Wie siehst du die Entwicklung des Konzepts der "perfekten Mutter" im Laufe der Zeit, und welchen Einfluss hat Social Media deiner Meinung nach auf diese Vorstellungen?

Valerie: Die Erwartungen an das Muttersein haben sich definitiv gewandelt. Frühere Generationen sprachen selten über ihre Kämpfe, was teilweise an gesellschaftlichen Normen lag. Heute erleben wir mehr und mehr eine willkommene Welle der Offenheit und Ehrlichkeit. Das Muttersein ist nicht unbedingt schwieriger geworden, aber die Bereitschaft, über die Herausforderungen zu sprechen und den "Mental Load" zu thematisieren, hat zugenommen. Social Media hat zweischneidige Effekte: Es bietet eine Plattform für Austausch und Unterstützung, kann aber auch unrealistische Vorstellungen von Perfektion verstärken.

Balancing Act

Wie gehst du damit um, wenn du dich wegen des ganzen Stresses und Drucks als Mutter überfordert fühlst? Gibt es bestimmte Dinge, die dir helfen, auf dich selbst aufzupassen und einen guten mentalen Zustand sowie ein Gefühl für deine eigene Identität zu bewahren?

Valerie: In stressigen Phasen als Mutter helfen mir Routinen und klare Prioritäten, um den Überblick zu behalten und mich nicht überwältigt zu fühlen. Ein Schlüsselelement meines Alltags ist die Achtsamkeitspraxis, die ich seit meiner Schwangerschaft etabliert habe. Diese besteht aus täglichen Meditationen und Atemübungen von 5 bis 15 Minuten sowie Bewegungseinheiten jeden zweiten Tag, die zwischen 30 und 60 Minuten dauern – sei es Yoga, Mat Pilates oder Reformer Pilates. Diese Praktiken sind für mich nicht nur eine Form der Selbstfürsorge, sondern auch ein Weg, um meine mentale Gesundheit und innere Balance zu stärken.

Zusätzlich gönne ich mir zweimal im Jahr zusammen mit meiner besten Freundin eine Auszeit in einem Wellnesshotel, was sich als wertvolle Tradition etabliert hat. Diese kurzen Pausen vom Alltag sind essentiell für meine Regeneration.

Neben diesen persönlichen Praktiken schöpfe ich aber auch viel Kraft aus meiner Arbeit mit "The Happiness Institute". Obwohl es formal als "Arbeit" gilt, ist es für mich eine Herzensangelegenheit, die mir unglaublich viel Energie gibt. Es repräsentiert zu 100% mich und meinen Purpose. Das Verfolgen meines Callings gibt mir nicht nur ein tiefes Gefühl von Zufriedenheit, sondern hilft mir auch, meine eigene Identität zu wahren und zu stärken, selbst in den herausforderndsten Zeiten des Mutterseins.

Identity and Motherhood

Wie fühlt es sich für dich an, seitdem du Mutter bist? Das Jonglieren verschiedener Rollen - als Partnerin, Berufstätige und Freundin - neben dem Muttersein kann ziemlich schwierig sein. Wie schaffst du es, in diesen Rollen zu navigieren, ohne dein eigenes Gefühl von dir selbst zu verlieren? Hast du vielleicht Stärken oder Seiten an dir entdeckt, die dir vor der Mutterrolle nicht so bewusst waren?

Valerie: Seitdem ich Mutter bin, hat sich mein Selbstbild deutlich erweitert und ist reicher geworden. Denn ja, das Balancieren unterschiedlicher Rollen – als Partnerin, Berufstätige und Freundin, neben dem Muttersein – stellt zwar eine Herausforderung dar, hat mich aber definitiv resilienter und flexibler gemacht. Das Loslassen von Kontrolle wurde zu einem täglichen Lernprozess, da die Flexibilität mit Kindern unerlässlich ist – sei es bei Krankheit des Kindes oder wenn Termine kurzfristig abgesagt werden müssen.

Ich lerne täglich, meine Bedürfnisse deutlicher zu artikulieren und Grenzen zu setzen. Mir ist bewusst geworden, was ich benötige, um bei mir zu bleiben, und ich sorge konsequent für ausreichend Raum für meine Routinen. Ein großer Dank geht an meinen Partner, der Verständnis zeigt und mich unterstützt, sodass wir uns gegenseitig den Rücken freihalten können.

Gleichzeitig gibt es Momente (so ehrlich möchte ich sein), in denen ich mich selbst überrasche – und zwar nicht immer positiv. Besonders bei Themen wie dem Einschlafritual unserer Tochter kann meine Geduld schnell auf die Probe gestellt werden, vor allem wenn ich selbst erschöpft bin und eigentlich nur selbst Ruhe brauche. Diese Erfahrungen zeigen mir, dass ich, trotz aller Fortschritte und Anpassungen, immer noch auf dem Weg bin und weiterhin an mir arbeiten darf.

Photos: Pinterest, @iosonopipo,